Prof. Clark Blatteis über die Irrfahrt der St. Louis
Einer der letzten Zeitzeugen der St. Louis, Professor Clark Blatteis (geboren am 25. Juni 1932 in Berlin), war im April zu Gast in unserer Schule. (Bild: Dr. Eva Schöck-Quinteros, Historiker Matthias Loeber, Prof. Clark Blatteis, Beatrice Blatteis)
Er schilderte den Schüler*innen der Q1 sein bewegendes Leben: Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich immer mehr zu. Für viele war der einzige Ausweg die Flucht. Er war sieben Jahre alt, als seine Familie versuchte, per Schiff aus Deutschland zu fliehen.
Im Mai 1939 legte die MS St. Louis in Hamburg mit 937 Kindern, Frauen und Männern an Bord Richtung Kuba ab. Den Hafen von Havanna in Sichtweite wurde der St. Louis die Einfahrt verweigert. Auch die USA und Kanada lehnten die Aufnahme ab. Im Juli 1938 konnten sich 32 Staaten auf der Konferenz von Evian nicht auf die Aufnahme von jüdischen Verfolgten einigen. Das Schiff musste nach Europa zurückkehren. Familie Blatteis fand zunächst in Belgien Zuflucht. Nach der deutschen Invasion glückte ihnen über Frankreich und Spanien die Flucht nach Marokko. 1948/49 flohen sie schließlich in die USA.
Professor Blatteis lehrte bis zu seinem Ruhestand am College of Medicine der University of Tennessee. Unsere Schüler*innen waren von seiner Persönlichkeit sehr beeindruckt, u. a. davon, wie es ihm und seinen Eltern dennoch gelang ihr Leben zu meistern. Außerdem stellten sich viele die Frage, ob sich die Geschichte wiederholen könnte.
Wir danken Herrn Prof. Blatteis und seiner Tochter herzlich für ihren Besuch.
Für ihr außerordentliches Engagement sind wir Frau Dr. Eva Schöck-Quinteros (Dozentin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen) sehr dankbar, weil sie unseren Schüler*innen diese Zeitzeugenbegegnung ermöglicht hat. Zudem dürfen sich einige Geschichtskurse am 26. Juni auf den Besuch der szenischen Lesung „Keine Zuflucht. Nirgends: An Land und auf dem Meer“ zur Konferenz von Evian 1938 und der Fahrt der St. Louis aus der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ bei der Bremer Shakespeare-Company freuen.
Bei der Stiftung „Erinnerung. Verantwortung. Zukunft“ bedanken wir uns für die Förderung dieses Projekts.
Ebenfalls danken wir der Stiftung „die schwelle“ für die Förderung.
Siehe:
https://www.shakespeare-company.com/aus-den-akten-auf-die-buehne/
https://www.sprechende-akten.de/